5. Von Uusikaupunki nach Pyharanta
Nach dem Abbau des Zeltes und einem kleinen Plausch mit einer amerikanischen Alleinradlerin auf Besuch bei ihren finnischen Verwandten brachen wir gemütlich zu unserer Tagestour über 53 km über die Schären auf. Das ist eine kleine Inselgruppe an der finnischen Westküste mit dem größten Süsswasserreservoir, die alle über Landbrücken verbunden sind. Eigentlich eine wunderschöne Route und beschaulich machte uns leider das Wetter diesmal einen Strich durch die Schönwetterphase. Es regnete Bindfäden, und so waren wir recht froh in den schlimmsten Phasen ein Bushäuschen und sogar einen Supermarkt mit Kaffee zu finden. Dort trösteten wir uns mit 2 süßen Stücken und ein paar Tassen Kaffee. Nach dem es so gar nicht aufhören wollte, wir durchnässt und durchfroren waren, beenden wir in Pyharanta unsere Tagestour. An Zelten war bei dem schei…. Wetter nicht zu denken und so gönnten wir uns sogar eine kleine Hütte für 30 Euro. In der Hütte gab es eine funktionsfähige Heizung die wir sogleich aufgedreht, die nassen Sachen im Haus aufgehängt und die kostenlose Sauna direkt am See aufgesucht haben, um unsere durchgefrorenen Gliedmaßen wieder aufzutauen. Gut das wir unsere Schwimmsachen dabei hatten, da die Finnen nicht nackig saunieren :). Dafür wird um so mehr Alkohol in der Sauna getrunken. Diese Finnen…Nach dem Schwitzen und Abkühlen im See, waren wir wieder munter und bereit für die Bar im Campingplatzlokal. Nicht lange nach uns kamen auch noch andere finnische Campinggäste in die Bar und schon bald wurden finnische Lieder als Karaoke gesunden, denn das lieben die Finnen wie wir aufgeklärt wurden. Ernst hat dann auch nicht lange gefackelt und zu Liedern von Sting, Stevie Wonder und ABBA sein Bestes gegeben. Bei dem Versuch ein Duett gemeinsam mit Ihm zu singen kam ein Finne nachdem ich ein paar Takte gesungen hatte und hat mir kurzerhand das Mikro weggenommen und mich auf die Tanzfläche gezogen. Irgendwie hatte er wohl den Eindruck meine Tanzkünste sind besser als mein Gesang ;o), was ich ja gaaaaar nicht verstehen kann. Nach viel Alkohol, Liedern und sehr viel Spass mit den Finnen sind wir irgendwann in der früh glücklich ins Bett gefallen. Ach ja und wir haben noch um einen Tag verlängert, denn am nächsten Tag war Midsommer und das wollten wir mit unseren neu gewonnen Freunden bei Sauna, Karaoke und viel Bier (was auch sonst) gemeinsam feiern.
Ernst mit seinem Gesangsbeitrag 🙂
Pepe und Christina beim singen 🙂
Der nächste Tag in Pyharanta begann spät. Bis 12 Uhr mussten wir unser Häuschen räumen um in ein anderes umzuziehen. Danach sind wir zu einem Supermarkt gelaufen und haben uns für den Tag eingedeckt. Der ganze Tag war verregnet, so dass wir es uns sehr gemütlich gemacht haben mit lesen, schlafen und essen. Wir mussten uns ja auch schonen um am Abend wieder richtig gas geben zu können. Gegen 20 Uhr haben wir uns dann wieder in der Bar mit den anderen getroffen und es wurde wieder sehr lustig. Da heute Midsommer war, war die Bar voll und der Campingplatz fast ausgebucht. Überall wurde gefeiert und vor allem sehr viel getrunken. Ich glaube ich habe in meinem leben noch nicht so viele betrunkene Menschen (Frauen, Männer, Jugendliche) gesehen wie an diesem Abend. Natürlich blieben dann auch ein paar Raufereien unter echten Männern nicht aus, aber das konnte dem Spass den wir alle hatten nichts abtun. Ernst hat dann schon bald Finnische Lieder mitgesungen, mit Christina einer Dauercamperin ein Duett Delilah zum besten gegeben und wurde von allen ins Herz geschlossen. So süüüüüßßßß. In der früh bevor wir ins Bett gefallen sind, haben wir uns dann noch von allen herzlich verabschiedet, da es ja für uns weiterging und wir Karaoke die Dritte nicht mehr mitmachen würden. Echt scheeeee war es in Pyharanta.
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6. Von Pyharanta nach Luvia hinter die Garage
Nachdem wir einigermaßen ausgeschlafen waren, haben wir unsere Habseligkeiten wieder eingepackt, die Räder beladen und sind weiter gezogen. Gott sei Dank war der Regen nun wieder vorbei und der Himmel war wieder freundlich blau. Nach knapp 30 km sind wir in die nächst gelegene größere Stadt namens Rauma gekommen. Da war erst mal Zeit für ein kleine Pause und einem Kaffee. In Rauma gibt es wohl an dem Midsommer Wochenende eines der größten Technofestivals, entsprechend sind uns die Festivalbesucher teilweise ferngesteuert entgegen gekommen. Ansonsten ist es eine nette alte Stadt mit sehr vielen, ratet mal, richtig! Holzhäuser, was sonst ;o). Die Strecke war weiterhin sehr abwechslungsreich immer nahe am Wasser. Hin und wieder fanden wir einen kleinen Supermarkt, der neben einem Mittagslunch mit einem Gericht (sehr üblich in Finnland) auch Filterkaffe angeboten hat. Eine richtige Kaffee-Kultur mit Cappuccino oder ähnlichem findet man außerhalb der Großstädten nicht. Nach knapp 80 km haben wir uns dann einfach mal in der Gegend umgesehen wo wir unser Zelt wild aufschlagen können. In Finnland ist das Campen an öffentlichen Plätzen überall erlaubt. Was aber am Wasser gar nicht so leicht ist, da die Finnen ihre Ferienhäuser direkt am Seeufer haben. An einem öffentlichen Parkplatz haben wir zwei Ladys angesprochen, wo man den hier Campen könnte und so haben uns die Damen kurzentschlossen in ihrem Feriengrundstück hinter der Garage campieren lassen. Was für ein Hammer Grundstück, tolles Haus mit riesigen Wintergarten, Bootssteg am Wasser und sogar ein Tennisplatz, das tollste war jedoch der Blick auf das Wasser, man gönnt sich ja sonst nichts ;o)….Wir durften auch deren Steg am Wasser nutzten, an dem wir gleich unser Abendpicknick mit skandinavischen Sonnenuntergang (also so gut wie gar nicht, es wird eigentlich nicht dunkel) genossen haben.
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7. Von Luvia nach Mericamping
In der früh haben wir uns nach einer Freiluftwäsche von dem wundervollen Platz verabschiedet und sind munter weiter gezogen. Der Weg führte uns heute neben viel Natur mit Seen, Wäldern und Buchten auch über eine ewig lange schmale Landbrücke die zur einen Seite zur See offen war und daher so windig, dass wir unsere liebe Mühe hatten nicht runter geweht zu werden. Was ja wirklich ziemlich schwer ist, wenn man bedenkt das unser Räder mit uns locker um die 130 Kilo wiegen….Auf der anderen Seite heil angekommen haben wir ein kleines Schild mit „Kahvik auki“ entdeckt und sind neugierig rein um zu sehen was es im gefühlten „Nirgendwo“ so gibt. Und siehe da eine kleine Bäckerei die bereits in der x Generation in der Familie geführt wird und in der wir die weltbesten selbstgemachten Munkis (vergleichbar mit unseren Ausgezogenen) gegessen haben. Ein absolutes Muss wenn man in Finnland ist, aber nur selbstgemachte :). Frisch gestärkt ging es weiter auf Entdeckungstour mit dem Rad. Eine wundervolle Bucht an einem Fluss lud zum verweilen aus, die ich gleich mal genutzt habe um ein Nacktbad zu nehmen, ohhhh wie ist das herrlich :). Wieder getrocknet und etwas ausgeruht ging es dann in einer letzten Etappe Richtung Campingplatz. Auf dem Weg dorthin haben wir dann noch eine uralte Holzkirche von 1760 entdeckt und das älteste Grab von 1762 war mit einem extra Eisenzaun eingefasst. Nach über 80 km sind wir endlich auf einem wundervollen auf einer Insel gelegenen Campingplatz angekommen. Nachdem eine Hütte nicht wirklich teurer war als ein Zeltplatz, haben wir uns wieder eine kleine Hütte gegönnt. Den Tag haben wir mit einem Picknick am Wasser beendet.
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8. Von Mericamping nach Kristinestad
Heute war es endlich so weit, wir haben einen ELCH gesehen….suuuuupppper. Leider haben wir kein Foto. Ernst und ich sind so tiefenentspannt bei gutem Wetter dahingecroust, als wir zeitgleich in einer Waldnische einen Elch erspähten. Wir natürlich eine Vollbremsung eingelegt und mit Kamera ausgerüstet ganz aufgeregt vom Rad und was war……???wo ist der Elch geblieben :(:(. Leider sind das sooooo scheue Tiere die leider nicht warten um von uns fotografiert zu werden, daher müsst ihr uns glauben, wir haben einen gesehen. Thom unser Schweizer Mit-Ostsee-Umrunder sagt ja immer das wäre ein Marketinggag, aber nein es gibt sie wirklich. Danach sind wir happy weiter gezogen. Was uns noch an diesem Tag aufgefallen ist, dass alle Straßenschilder plötzlich nur in Schwedisch waren oder Schwedisch und Finnisch. Wir wurden dann aufgeklärt, dass diese Region bis Vaasa eigentlich schwedisch sei und Finnisch bestenfalls als Fremdsprache in der Schule gelehrt wurde, so dass die meisten gar kein finnisch können. Finde ich irgendwie seltsam und schade, denn finnisch ist zwar nicht zu verstehen, hört sich aber ganz gut an. In Kristinestad angekommen haben wir uns einen netten Zeltplatz auf dem Camping gesucht und uns an der Rezeption noch ein Eis gegönnt. Ich wollte eine und Ernst zwei Kugeln, aber irgendwie hat es der Besitzer mit uns gut gemeint und jedem eine extra Kugel spendiert. Unterm strich hatten wir das Gefühl mindestens 2 Familienpackungen Eis verspeist zu haben.
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9. Von Kristinestad nach Harrström
Der Teil Finnlands ist sehr landwirtschaftlich geprägt. Die dichten Wälder hörten auf und links und rechts gab es riesen Gewächshäuser und gerodete Waldstücke. Also eigentlich ein Teil den wir uns hätten sparen können. An einem Parkplatz am See haben wir Rast gemacht und einem Adler beim Jagen zugesehen. Nachdem wir heute die 2000 km seit Kleipeda erreicht hatten, haben wir uns in einem schönen kleinen Restaurant am Wasser was leckeres zum Essen gegönnt und eine ausgiebige Pause. Ernst hat nach dem Essen direkt am Tisch ein kleines Nickerchen abgehalten und ich habe die stille und das gute Wetter bei Kaffee ausgekostet. Eigentlich hatten wir heute vor eine Nachtfahrt nach Vaasa zu machen um eventuell noch weiter Elche zu erspähen, daher haben wir uns schön Zeitgelassen und sind nach der Rast gemütlich weiter gefahren. Als wir wieder mal einen kurzen Stopp eingelegt hatten um uns zu Orientieren haben wir von hinten jemanden unser Namen rufen hören. Und wen sehen wir da unseren Freund Thom, von dem wir uns in Riga verabschiedet haben und nun sollten sich unser Wege wieder kreuzen. Voller Freude haben wir uns erst einmal ausgetauscht und sind dann zusammen weiter gefahren, denn auch er wollte nach Vaasa. Unser Weg hat dann ein ganzes Stück durch den Wald geführt und da haben wir sie dann entdeckt. Die ganzen Wälder in der Gegend sind voll mit Pelzfarmen. Aktuell befinden sich keine Tiere darin und ich dachte zuerst naiv wie ich bin, dass das alte verlassene Farmen wären, aber wie wir dann später erfahren sollten, werden diese nur im Winter genutzt um Polarfüchse, die ein normales Gewicht von 3.5 kg haben auf 35 kg zu züchten um besonders viel Fell zu haben. Ja meine lieben Freunde alle die das lesen und auf ihren Mützen Pelzbommel und Pelzkrägen an ihren Jacken dran haben sollten hier mal vorbei kommen. Denn die Finnen züchten diese zu x-1000 in ihren Wäldern. Wie uns gesagt wurde, werden gerne Gastarbeiter für die Arbeit der Käfigsäuberung und Tiervernichtung eingesetzt. Vielleicht wäre das was für Pelzträger! Mir hat es jedenfalls gereicht und ich wollte nur noch weg, denn die Käfige sehen echt grauenvoll aus. Nachdem wir aus dem Wald rausgefahren sind, haben wir uns den Campingplatz angesehen. Tom ist an dem Tag 120 km gefahren und wollte mit Sicherheit nicht die Nacht durchfahren. Wir haben uns dann auch entschieden zu bleiben. Campingplatz ist wohl zu viel gesagt, aber es gab eine Sauna für 2 Euro, die uns in 30 min richtig zum schwitzen gebracht hat. Dort haben wir auch ein nettes Paar aus Bosnien kennen gelernt, die seit 5 Jahren in Finnland leben und ebenfalls kein Wort Finnisch sprechen, da es ja der schwedische Teil ist.
Abschließend zu Finnland ist zu sagen: Ein sehr schönes Land mit unglaublich viele Seen, Wälder und dem bottnischen Meerbusen mit seinen Buchten. Stellenweise haben wir jedoch gedacht es gibt nur Finnen im Auto, denn in den Gärten und auf der Straße hat man selten Leute gesehen. Das nette Paar aus der Sauna hat unseren Eindruck bestätigt und uns erklärt, dass viele Finnen gerne in ihren Häuser verweilen….
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10. Von Harrström nach Vaasa
Meine Nacht war recht schlecht in Harrström, da mich die Käfige und der ganze Scheiss den wir Menschen so anrichten ganz schön beschäftigt hat. Wir mussten eh früh raus, da wir an dem Tag die letzten ca. 50 km in Finnland zurück legen mussten um zur Fähre zu gelangen. Wir wollten am selben Tag noch nach Schweden übersetzten. Also alles gepackt und ab Richtung Vaasa. Kurzer Kaffee-Stopp an einem Supermarkt und weiter gings. 5 km vor unserem Ziel, ist Tom die Luft aus dem Reifen gewichen, so dass er der Ursache erst auf den Grund gehen wollte, bevor er weiter gefahren ist. Da wir noch etwas zeitlichen Puffer hatten sind Ernst und ich weiter zur Fähre und Tom hat sich seinem Rad gewidmet. Vor der offiziellen Abfahrt der Fähre ist Tom dann endlich gekommen und konnte sich noch ein Ticket kaufen. Zu guter Letzt hatte die Fähre dann ca. 1,5 Stunden verspätete Abfahrt, da sich die Verantwortlichen so beim Einlassen der Fahrzeuge verkünstelt haben, dass hatten wir bisher noch nicht erlebt und wir sind während unserer Fahrradurlaube schon häufig gefahren. Wir Radfahrer durften endlich als Letzte an Board und los gings. 4 Stunden Fahrt lagen vor uns, bis wir in Umea Schweden anlegen sollten. Im Hafen von Umea angekommen haben sich Toms und unsere Wege wieder getrennt. Er hat bei Bekannten geschlafen und wir haben uns ein Hotelzimmer für 2 Tage genommen, da wieder Sturm angesagt war. Da der Hafen außerhalb liegt, hatten wir noch gemütliche 16 km Fahrradfahrt vor uns und das wieder, wie soll es anders sein, bei bestem Wetter. Da die Stadt nicht so groß ist, haben wir sogleich einen ersten Eindruck bekommen. Ihr glaubt es nicht, die Stadt liegt a) sehr schön am Wasser und b) gibt es viele Holzhäuser. Den Rest wollten wir uns in den nächsten Tagen etwas genauer ansehen.
Der Komootlink: https://www.komoot.de/tour/36134785?rht sef=wtd
Every breath you take, every you make, I’ll be watching you! Sehr cool!!