Tag 62 bis 76 – 660 km Schweden Teil 1

Hallo Ihr Lieben, hier endlich wieder ein Lebenszeichen. Wir sitzen gerade in Österreich im kleinsten 4 Sterne Hotel am Achensee beim Kaffee und liefern hiermit den Bericht über unsere Erlebnisse in Schweden. Wir beschreiben den knapp 900km langen Abschnitt von Umeå nach Stockholm. In Stockholm hatten wir beide den Eindruck, wir haben genug von Schweden gesehen und brauchen etwas Neues und beendeten daher unsere Schwedenetappe.

1 Station Umeå: Diese nette Stadt liegt in etwa in der Mitte Schwedens  in der schwedischen Provinz Västerbottens län und historischen Provinz Västerbotten. Umeå (gesprochen [üme-oooo], wobei das „ü“ gewürgt wird und das langezogene, einzeln intonierte „oooo“ einen sehr offenen, ostdeutschen Klang hat, bei dem das Zäpfchen ganz leicht von der Zunge tangiert wird) liegt an der Mündung des Flusses Ume älv am Bottnischen Meerbusen und ist Residenzstadt der Provinz und Hauptort der gleichnamigen Gemeinde mit etwa 85.000 Einwohnern.
Für Interessierte hier der Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Umeå

Wir verbrachten dort 2 Nächte zur Überbrückung der seltenen Regentage und um Wäsche zu waschen. Dabei haben wir einiges gelernt. Zum Beispiel waren in unserem Hotel ein anderes Radlerpärchen abgestiegen, die wir schon auf der Fähre aus Finnland getroffen hatten. Diese „Schweden“ haben uns erzählt, dass schwedische Eisenbahnen noch keine Radfahrer mitnehmen und trotz großer Proteste der Bevölkerung würde es wohl noch ein Jahr dauern bis diese Einschränkung aufgehoben wird. Außerdem lernten wir, es gibt wohl in ganz Schweden keinen Waschsalon, der diesen Namen wirklich verdient. Schon die Dame (=eingebildete, arrogante Schnepfe) unseres Hotels war dieser Meinung und konnte/wollte uns nicht weiterhelfen. Daher suchten wir eine Wäscherei auf, die gegen einen bescheidenen Obulus von 40 bis 50 Euro eine Maschine waschen würde. Wir kehrten etwas ratlos ins Hotel zurück und studierten die dort angebotenen Dienstleistungen. Dabei tauchte auch der Begriff „Laundry“ auf. Eine erneute Nachfrage an der Rezeption, diesmal beim Chefportier führte problemlos zum gewünschten Resultat. Klar würde unsere Wäsche gewaschen und ob denn morgen früh um 9 Uhr reichen würde. Ich bat Cheffe daraufhin seine Untergebene über die Dienstleistung zu informieren, was er dann auch sofort in meiner Gegenwart durchführte. Ich konnte mir ein Grinsen kaum verkneifen…
Wir erkundeten nach dieser kleinen Hürde dann Umeå in leichtem Regen und empfanden die Stadt als sehr angenehm. Es gibt viele Radwege und durch die Universität auch viele junge Leute mit einer geschichtsträchtigen Aura und Architektur.
Dabei lernten wir außerdem, in normalen Geschäften erhältliches Bier gibt es in 3 Klassen. 2,2%, 2,8% und 3,5% Alkohol. Je stärker, desto teuer wird das edle Gesöff. Stärkeren Stoff gibt es dann nur in lizensierten Geschäften.
Ebenso lernten wir, die Schweden bezahlen gerne mit Karte, in manchen Geschäften steht dann dementsprechend „No Cash, only Card“. Irritierend für uns passionierte Bargeldnutzer dann die Erfahrung die Toilettenbenutzung von 1 bis 2 Kronen (= 10 bis 20 Cent) nur mit Karte bezahlen zu können…
Nach unserem kleinen Stadtbummel am 28. Juni 2018 ging es zurück ins Hotel um unseren Bericht über Helsinki zu vollenden.

2. Station Nordmalings: Wir starteten am heutigen 29.06.2018 nach der Veröffentlichung unseres Helsinkiberichts aus unserem Hotel in Umeå und fanden auf unserer ersten schwedischen, etwa 70 km langen Etappe nicht sehr viel Abwechslung vor. Die Strecke war einigermaßen gut befahrbar, ging zwischen 30 und 60 Metern dauernd auf und ab und führte uns durch sehr viel Nadelwald, immer wieder abgeholzten Nadelwald und dann wieder frisch angepflanzten Nadel- und Birkenwald. Der Wald wurde immer wieder durch fast ausschließlich in dunklem Rot gestrichene Holzhäuser unterbrochen. Die Highlights an diesem Tag waren ein süßer Otter mit Beute, der Öre Älv, ein Fluss, der ein wenig an Kanada erinnerte, ein Plausch mit einem einheimischen Pärchen und unser Wiedersehen mit dem Schweizer Thomas, der unabhängig von uns das selbe Ziel am selben Tag angesteuert hatte.
Nach unserer Ankunft auf dem Campingplatz bauten wir unser Zelt neben seinem auf und gingen in das Restaurant auf dem Platz um bei einem Getränk ein paar Geschichten auszutauschen.

Der Komootlink: https://www.komoot.de/tour/37045550?ref=wtd

3. Station Sundsvall: Unsere Tour am 30.06.2018 über fast 73km sollte uns einiges abverlangen. Nicht nur wegen des ständigen auf und ab und dem allgegenwärtigen Gegenwind, sondern auch weil wir einen Höllenritt über 15km über die Autobahn E4 wagten. Aber der Reihe nach…
Wir brachen morgens nach dem gemütlichen Zeltabbau und dem Kaffee zu dritt auf und philosophierten noch ein wenig über die heutige Route. Die Strecke führte zunächst sehr abwechslungsreich durch ein altes Eisenwerk mit Museum. Nach ein paar Fotos ging es dann sehr angenehm weiter über eine frisch geteerte Straße, die leider irgendwann endete und sehr unangenehm über eine scheinbar nicht enden wollende, üble Schotterstrecke führte. Derart durchgeschüttelt passierten wir schließlich Husum und dachten es sei eine gute Idee mal einen Abschnitt über die E4 zu fahren. Das ist eine Art Autobahn, auf der zwar Radfahren nicht verboten ist, aber auch nicht wirklich ratsam. Die Straße ist manchmal 2 spurig, dann wieder einspurig, mal mit Seitenstreifen mal ohne, mal mit Leitplanke und mal ohne. Die Alternative wäre halt die etwa doppelt so lange Strecke durch ähnliche Wege wie wir bereits an diesem Tage hatten. Auf diesen „Autobahnen“ gibt es auch immer wieder Wendestellen, wo man auf die Gegenspur wechseln kann um in die andere Richtung zu fahren. Diese Schweden…
Wir also auf die Autobahn und ich glaube jeder von uns ist in dieser einen Stunde um Jahre gealtert. Das Gefühl, an manchen Stellen von der Leitplanke eingesperrt zu sein während sich von hinten ein LKW mit Tempo 100 auf der einen verfügbaren Spur nähert ist einfach nur ätzend. Vollkommen erleichtert beendeten wir nach 15km die Adrenalintour und setzten die Fahrt auf Nebenwegen nach Örnsköldsvik fort. Dort hatten wir für’s erste genug und suchten verzweifelt nach einen Weg diese blöde Region, wo man immer wieder auf die E4 gezwungen wird zu verlassen. Und wieder hatten wir Glück, Thomas beobachtete wie 2 Radfahrer den Bahnhof betraten und mit den Rädern über die Rolltreppe in Richtung Bahnsteig gingen. Ein Telefonat mit dem Betreiber Norrtag brachte dann Erstaunliches zu Tage. Es gibt doch Strecken auf denen Räder befördert werden und wir hatten eine gefunden! Und so überbrückten wir kurzentschlossen für 66 Euro die 160km nach Sundsvall. Sehr erleichtert fuhren wir die letzten 5km zum Campingplatz. An der Rezeption eröffnete uns die deutschsprachige junge Dame dann, dass uns die Übernachtung 36 Euro kosten würde, da nur Gäste mit gültigem Campingausweis auf den Platz dürften. Ganz schön dreist, so etwas war uns noch auf keinem Platz begegnet. Zum Weiterfahren hatten wir jedoch keine Lust mehr, also schluckten wir die Pille und schlugen unsere Zelte auf. Zum Ausgleich gönnten wir uns dann noch einen Besuch in einer nahegelegenen Pizzeria. Damit fand ein sehr anstrengender und aufregender Tag dann doch noch ein versöhnliches Ende.

Am nächsten Tag entschieden wir uns einen Ruhetag einzulegen und das schöne Wetter zu genießen. Thomas wollte allerdings weiter und verabschiedete sich erneut von uns um seinen Weg über das Landesinnere nach Stockholm fortzusetzen. Das war unsere vorerst letzte Begegnung mit Thomas…

Die Komootlinks: Teil 1 und Teil 2

4. Station Strömsbruk: Auf dem letzten Campingplatz bei Sundsvall hatte uns Stefan, ein anderer Radler, allerdings auf dem Weg zum Nordkap, von einer Stelle in der Nähe von Strömsbruk erzählt, wo man ganz toll wildcampen könne. Sogar auf Google Maps konnte man den Platz sehen.

Also machten wir uns an diesem 2. Juli auf den Weg, die erste Station wie so oft ein Supermarkt um uns für den Tag mit Proviant zu versorgen. Schließlich erwartete uns eine über 80 km lange Tour mit vielen kleinen Hügeln. Und es wurde eine sehr abwechslungsreiche Tour, die insgesamt 11 Stunden dauerte, bei der wir 6 Stunden und 21 Minuten in Bewegung waren.

Zunächst entdeckten wir einen sehr schönen Museumsort namens Galtström mit viel Natur, interessanten alten Gebäuden und einem sehr netten Kaffee.

Die Erklärung für diese derart lange Tour liegt in einem Abschnitt, der mitten durch den Wald führte. Irgendwie glaubte die Komoot-Erna, wie Andrea sie nennt uns über einen Wanderweg leiten zu müssen. Der Abschnitt begann ganz harmlos und so folgten wir Erna ganz naiv in den Wald. Immer kleiner wurde die Spur, dann wurde der Weg felsig, mit großen Steinen übersäht, und wir zweifelten so langsam an unserem Verstand. Unter großen Anstrengungen, mit wilden Flüchen, Wutanfällen, Schäden an unseren Taschen setzten wir den Weg eisern fort. Mittlerweile kamen noch absichtlich im Weg plazierte Bäume hinzu, über die wir die fetten Räder zu zweit wuchteten. Was für ein Wahnsinn…

Als Belohnung für unsere Mühen entdeckten wir einen einsam gelegenen Strand an dem wir dann erschöpft Picknick machten. Später kamen dann noch 2 Damen hinzu, die uns etwas Mut machten, da sie uns ein baldiges Ende der Tortour offenbarten. Wir verließen frisch gestärkt das Idyll und machten uns auf den in der Tat kurzen Restmarsch mit unseren Rädern. Insgesamt hatten wir unsere Fatbikes mehr als 3 Kilometer sprichwörtlich über Stock und Stein geschleppt.


Erleichtert machten wir uns wieder radelnder Weise auf den Weg und kamen durch ein nettes Fischerdörfchen, wo wir ein Eis und ein paar kalte Getränke verzehrten. Dort gab es sogar ein Hotel, aber es war noch früh und so fuhren wir weiter zu dem anvisierten Tagesziel.

Und in der Tat fanden wir am Abend gegen 20:30 Uhr ein sehr idyllisches Plätzchen vor. Wir schlugen unser Zelt auf und testeten das Wasser des Sees um uns zu waschen und ein wenig abzukühlen. Dann legten wir uns zufrieden und erschöpft ins Zelt und schlummerten tief und fest.

Der Komootlink: https://www.komoot.de/tour/37337809?ref=wtd

5. Station Naturcamping Skärså: Dieser 3.Juli sollte eines der Highlights unserer Reise um die Ostsee werden. Wir haben viele schöne Orte gesehen, aber dieser Fischerort ist direkt einem Postkartenmotiv entsprungen. Skärså…
Aber der Reihe nach, am morgen nach dem Zeltabbau und unserer Freiluft-Morgentoilette machten wir uns wie so oft auf um als erstes einen Kaffee aufzutreiben. Strömsbruk, der erste Ort auf den wir trafen, war ganz nett, aber eher ein verschlafenes Kaff. Die 2 Damen, die wir nach einem Supermarkt fragten verstanden kein Wort Englisch und auch die Worte Market oder Shop sagten ihnen wohl nichts. Aber irgendwie kam dann heraus, dass es in ein paar Kilometern eine Tankstelle geben musste, wo man etwas kaufen könne. Und tatsächlich kam so etwas wie ein kombinierter Tante-Emma-Laden mit Zapfsäule der berühmten schwedischen Kette ICA, die durch dieses Geschäft zu unserem Lieblingsladen wurde. Wir kauften sozusagen unser Frühstück und hatten aber immer noch keinen Kaffee. Auf Nachfrage spendierte uns die nette Verkäuferin einen Kaffee aus ihrem privaten Vorrat. Wir waren sehr erfreut darüber und bedankten uns vielmals. Nach dem ausgiebigen Frühstück ging es weiter. Es sollte eine sehr bergige und anstrengende Etappe mit viel Gegenwind werden. Insgesamt brauchten wir für die 86 km mit Pausen mehr als 9,5 Stunden. Aber die Plackerei sollte sich lohnen, wir bekamen nicht nur ein sehr schönes Plätzchen auf dem Campingplatz, sondern auch noch Besuch von einer kleinen Entenfamilie.

Nach dem Zeltaufbau machten wir noch einen kleinen Besuch im nahegelegenen Ort. Die sehr nette Campingplatzchefin hatte uns das dortige Fischrestaurant Albertina wärmstens empfohlen. Und sie sollte Recht behalten, wir entdeckten Skärså, ein Fischerdorf, wie es nicht schöner sein kann. Nach ein paar Fotos betraten wir das angeratene Fischrestaurant, dessen Küche allerdings schon zu war. Und so gönnten wir uns nur ein Getränk und nahmen zusammen ein Krabbensandwich. Ich mochte die Dinger noch nie, aber dieses dekadente Teil, gut 20 cm lang, mit Ei und dick Remoulade verziert, schmeckte einfach unglaublich gut. Ein ausfüllender Abschluss für einen anstrengenden Tag.

Der Komootlink: https://www.komoot.de/tour/37447378?ref=wtd

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