Jo Leute was geht? Hallo Leute hier wieder der Reiseflash, diesmal aus Riga, der Stadt mit vielen Gesichtern.
Wir hatten unser Hotel für 2 Tage gebucht und nach der kurzen Orientierung am Abend starteten wir nach dem Frühstück im Hotel. Vor dem Hotel wurde ich direkt von einem alten Letten angesprochen als dieser gesehen hatte, dass wir ein Straßenkarte dabei hatten. Mangels lettischer Sprachkenntnisse meinerseits wechselte er in eine Art Lautsprache mit zischen, bimmeln und diversen Fahrgeräuschen um uns wohl verständlich zu machen wie wir wo hin kommen. Nach ein paar Minuten, verabschiedeten wir uns freundlich und ließen den lokalen Geräuscheimitator hinter uns und suchten den Weg zur Straßenbahn. Aber auf dem Weg zur Straßenbahn gab es so viel zu sehen, dass wir dann doch zu Fuß gingen. Gefühlte 500 Bilder später erreichten wir die Altstadt. Neben zahlreichen Motiven wie das Symbol der Freiheit vor dem 2 Soldaten feierlich marschiert sind, Kirchen, Monumenten, Gassen, Fassaden sahen wir auch einen geschmückten Baum, an dem lauter bunte Bänder hingen. Auf diesen Bändern stand etwas geschrieben. Wir fragten daher kurzer Hand eine Dame, die uns berichtete, dass es sich um einen alten Brauch handelt, bei dem die Menschen am 3. Mai ihre Wünsche aufschreiben und an einen bestimmten Baum hängen. Was für ein schöner Brauch, das sollten wir auch bei uns einführen.
In Riga war viel los, jede Menge Touristen, junge Studenten aus allen Herrenländer, wichtige Leute im Diplomatenviertel und überall hörte man Russisch. Während das Baltikum zur Sowjetunion gehört hat, wurden viele Russen in die Länder übersiedelt, so kommt es, dass viele Letten nur russisch sprechen und in den größten Städten Lettlands in der Minderheit sind.
Aus der Altstadt ging es dann zu den Markthallen, die uns ein junges Radlerpärchen aus Minsks in Vilnius am Bahnhof wärmstens empfohlen hatten. Diese 5 Markthallen in Form von Flugzeughallen waren sehr gut besucht und natürlich wurden viele interessante und leckere Sachen angeboten. Andrea hätte am liebsten die ganzen Hallen leergekauft, aber aufgrund von Platzmangel entschieden wir uns für ein Paar Erdbeeren, etwas geräucherten Käse mit Dill, eingelegtes Kraut (Kurkuma, Granatapfel und Chili) und geräucherten Fisch. Alles landestypische Produkte. Die Verständigung mit den oft grimmig dreinschauenden Verkäuferinnen war schwierig, da diese kein Wort Englisch konnten und so mussten wir uns mit Zeichensprache verständigen. Den Preis tippten sie dann auf einen Taschenrechner, der dann zu uns herumgedreht wurde. Wir suchten am Markt ein Plätzchen um unsere neu erworbenen Schätze zu probieren und wanderten um den Markt herum. Hinter dem Markt sah man eine andere Seite. Dort wurde fleißig in den Containern nach Lebensmittel gewühlt, insbesondere von älteren Leuten, die wenn sie nicht gerade Flaschensammeln auch oft Betteln. Die alten Leute sind wohl die großen Verlierer seit der Unabhängigkeit von Russland. Während sie in der Sowjetunion gearbeitet hatten, bekommen sie jetzt fast keine Rente mehr. Hier kam es uns falsch vor den Leuten etwas vor zu essen und wir zogen weiter, doch mangels geeigneten Picknickplatzes entschieden wir mit der Straßenbahn ins Hotel zurück zu kehren. Wir stiegen in die Linie 1 ein und wollten die Tickets kaufen. Eine kleinere, ältere, korpulente Frau stieß mehrfach gegen mich, sie schien andauernd das Gleichgewicht zu verlieren und stöhnte dabei jedes mal. Gleichzeitig bemerkte Andrea einen Mann mit Sonnenbrille, der ihr den Weg versperrte. In dem Moment checkte Andrea dass da was faul war (Danke Dany für Deine warnenden Worte) und setzte sich energisch ein um zu mir zu kommen. Sie zog mich zu sich und ich kontrollierte sofort mein Wimmerl (eine Bauchtasche), und siehe da sie war wie befürchtet zur Hälfte geöffnet und das Portemonnaie fehlte. Ich packte mir lautstark den Typen und die Frau. Er tat daraufhin ganz unschuldig und deutete auf den Boden. Und tatsächlich lag dort mein Geldbeutel. Ich hob ihn auf und kontrollierte direkt den Inhalt, erleichtert stellten wir fest, dass nichts fehlte. Wir verließen die Bahn, maulten noch eine wenig hinter dem Pärchen her und suchten das Weite. Nach dem Schreck nahmen wir dann eine andere Bahn und fuhren ins Hotel zurück. Noch mal Glück gehabt, denn das war ganz klar ein Versuch gewesen uns zu bestehlen. Aber nicht mit uns ;o).
Am Abend war wieder mal ein Besuch in dem Waschsalon Speed Queen angesagt, bekanntlich sind die Fahrten dahin ja sehr gefährlich, wie wir in Danzig gelernt hatten (Andreas Unfall). Dementsprechend vorsichtig waren wir auf dem etwa 3km langen Weg mit dem Rad. Und je näher wir unserem Ziel kamen, um so ärmlicher wurde die Gegend und auch die Gestalten die uns begegneten wurden wilder. Nach einigem Suchen fanden wir den Waschsalon, erledigten unsere Pflichtaufgabe und fuhren mit sauberer und trockener Wäsche erleichtert wieder zurück. Mit Katzenfutter bewaffnet fütterte Andrea noch die Straßenkatzen und danach war Feierabend. Morgen sollte es dann in der Früh Richtung Estland weiter gehen.