Liebe Mitreisende,
es ist der 15. Juni 2018, wie geplant verlassen wir das Baltikum und erreichen zur Halbzeit unserer Tour das erste skandinavische Land. Dazu nehmen wir die Fähre von Tallinn um die rund 80 km des finnischen Meerbusens bis nach Helsinki zu überbrücken. An dem Tag sind wir die einzigen Radfahrer auf der Fähre, so dass wir uns zu den Motoradfahrern gesellen und sogleich werden die Reiseerfahrungen ausgetauscht.
Auf der Fähre suchen wir uns noch eine bezahlbare Unterkunft in Helsinki und das ist gar nicht so leicht. Estland war schon nahe an unseren Preisen dran, aber Finnland ist um ein vielfaches teurer. 8 km vom Stadtzentrum entfernt werden wir fündig und mieten ein Appartement. Der Weg von der Fähre zur Unterkunft ist traumhaft und wir bekommen schon mal einen tollen ersten Eindruck von der Stadt. Auf der einen Seite des Radwegs das Meer und die ganzen vorgelagerten Inseln von Helsinki und auf der anderen Seite führte der Weg an wunderschön renovierten alten Häusern, Kirchen und Hansebauten in den sich tolle Kneipen befinden, vorbei. Alternativ zu den Kneipen an Land gibt es unzählige Schiffe, die als Kneipen umfunktioniert worden sind. An einem Eisstand haben wir halt gemacht und uns für 9 Euro 3 Kugeln Eis gegönnt. Wir saßen gerade so da und haben uns das Treiben so angesehen, als ein Passant mit seinem Eis auf uns zukam. Als er uns gerade ansprechen wollte, kam eine Schar Möwen angeflogen und haben ihm das ganz Eis aus der Hand gerissen und innerhalb von Sekunden hinunter geschlungen. Dem Herrn ist nichts passiert, außer einem dicken Schreck. Sein kostenloses Ersatzeis wollte er allerdings nicht mehr vor Ort essen. Wir haben uns dann auch weiter auf den Weg zum Appartement gemacht und uns an den Abend mit einem Absacker gemütlich gemacht.
Am nächsten Tag war so ein schönes Wetter, dass wir beschlossen nicht mit der Metro sondern mit dem Rad in die Stadt zu fahren. Schnell unser Frühstückspicknick gepackt und aufgesattelt. Diesmal führte uns der Weg über eine dieser vorgelagerten Inseln, auf der sich ein Zoo befand. Der hat uns nicht weiter interessiert, da ich nichts von eingesperrten Tieren halte, aber direkt am Meer haben wir eine wundervolle Stelle gefunden für unser Frühstückspicknick. Danach ging es über eine imposante Brücke wieder auf das Festland in Richtung Innenstadt. Dort angekommen haben wir beschlossen eine Sightseeingtour mit dem Boot zu machen. Historische Innenstädte hatten wir die letzte Zeit mehr als genug.
Die Fahrt dauerte 1,5 Stunden und führte uns durch die vorgelagerte Inselwelt Helsinkis. Einige der Inseln sind durch Brücken verbunden und haben Ferienhäuschen, die sich sehr gut in die Wälder schmiegen. Echt zum verlieben. Nach der Rundfahrt haben wir die historischen Markthallen direkt am Wasser aufgesucht (wie immer gab es dort viele kulinarische Köstlichkeiten) und uns für ein paar kleine Fischtörtchen für 20 Euro entschieden, die wir durch den Eisvorfall am Vortag gut gegen die Möwen zu verteidigen wussten. In der Stadt selber gab es auf vielen Plätzen Straßenmusiker und Konzertbühnen mit offiziellen Festivals, so dass wir uns einfach ohne konkretes Ziel treiben ließen und den sonnigen Tag mit viel Musik genossen haben.
Helsinki strahlt für mich im Gegensatz zu vielen baltischen Städten die einen wundervollen historischen Stadtkern haben aber auch viele Plattenbauten und einen getrennten Hafen, so eine Weite aus, ich habe sie als „luftig, durchlässig“ empfunden. Ich denke es liegt daran, dass sich die Stadt entlang der Küste schmiegt und die vorgelagerten Inseln als Teil von Helsinki integriert sind.
Nachdem es ja eigentlich nie Dunkel wird (wir haben 20 Sonnenstunden) und das Zeitgefühl auch irgendwie verloren geht, sind wir dann irgendwann zum Appartement zurück geradelt, da es ja morgen mit der Reise Richtung Turku weiter gehen sollte.